Wollup

Wollup wurde 1496 erstmalig urkundlich erwähnt, gehörte zunächst bis 1598 als Vorwerk zum Bistum Lebus und dann zum Königlichen Amt Lebus. Ab 1731 bis 1872 bestand ein eigenständiges Domänenamt, seit 1745 auch Königliches Amt. Mit der Würde eines Amtes waren einige hoheitliche Aufgaben aus dem Bereich Polizei und Justiz verbunden. Die Domäne diente als beliebtes Jagdrevier für König Friedrich Wilhelm I. Während seines Strafaufenthaltes auf der Festung Küstrin besuchte der Kronprinz Friedrich 1731 auch Wollup. Bis 1732 existierte ein kleines Jagdschloss.

 

Albrecht Daniel Thaer erhielt als Anreiz für seine Übersiedlung ins Preußische u. a. eine verkaufbare Erbpacht bis zu 400 Morgen oder 100 Hektar der Domäne Wollup. Er trat die Erbpacht aber nicht an, sondern entschied sich für die Verkaufsoption, weil der fruchtbare Bruchstandort für seine Demonstrationsabsichten als nicht geeignet erschien. Er kaufte dafür Möglin.

 

Johann Gottlieb Koppe (1782 – 1863) arbeitete von 1811 bis 1813/1814 in Möglin als dritte Lehrkraft und Leiter der Gutswirtschaft mit einem Salär von 500 Talern pro Jahr. Koppe über Thaer: „Wir waren zwei von einander ganz abweichende Naturen: Thaer nach der zu seiner Zeit in Deutschland herrschenden Weise ein klassisch gebildeter Gelehrter und ausgezeichneter Schriftsteller und ich ein durch Einübung und Leben gebildeter Geschäftsmann.“

 

Er übernahm nach seiner Zeit bei Thaer und der Administration in Reichenow (siehe auch Reichenow) 1827 die Pachtung der Domäne Wollup mit 912 Hektar. Im Jahre 1830 pachtete er außerdem die Domäne Kienitz. 1838 baute er im heutigen Kienitz-Nord die erste Rübenzuckerfabrik im Oderbruch. Koppe wirtschaftete erfolgreich und konnte 1841 zwei Rittergüter südlich von Luckau mit 1.330 Hektar für 110.000 Taler kaufen. Koppe war Mitglied im Landes-Oeconomie-Collegium und der Ersten Kammer des Preußischen Landtags. 1850 erhielt er als Autodidakt die Ehrendoktorwürde der Berliner Universität.

 

 

Die Pacht der Domäne Wollup blieb bis zur Bodenreform von 1945 in der Hand der Familie Koppe. Im Rahmen der Reform wurden 1.300 Hektar enteignet. Danach arbeiteten auf der Fläche ein Volkseigenes Gut und ein Volkseigenes Gemüsekombinat. Ab 1990 erfolgte der schrittweise Verkauf des Volkseigentums. Heute bewirtschaftet der Landwirtschaftsbetrieb Heinrich Weber etwa 800 Hektar.

 

Der Wirtschaftshof ist zwar privatisiert, kann aber vorerst betreten werden, um die Heimatstube im Speicher zu besuchen. Sehenswert sind: Das alte Amtshaus von 1772, in dem Johann Gottlieb Koppe lebte und arbeitete, das neue Amtshaus von 1863 auf dem Wirtschaftshof, das unter dem Koppesohn Moritz erbaut wurde, der Gutspark von 1815 mit seinem bemerkenswerten Baumbestand, das Gärtnerhaus von 1838 mit einer ständigen Ausstellung über Johann Gottlieb Koppe sowie das Heimatmuseum auf dem Wirtschaftshof in einem Speicher von 1904. Die Ausstellung zeigt eine Sammlung ländlicher Möbel und Hausrats sowie die Dokumentation der Geschichte der Domäne Wollup. Der Verein Domäne Wollup e. V., der die Ausstellungen im Speicher und im Gärtnerhaus betreut, sieht sein Betätigungsfeld in der Förderung des Geschichtsbewusstseins und dem Erhalt von ländlichem Kulturgut. Die Zufahrt für Radler und PKWs zum Park erfolgt von der Landstraße 33 über die Bastaer Straße.

 

 

 

 

Gärtnerhaus  Gutspark der Domäne Wollup

Das neue Amtshaus   Interieurausstellung im Heimatmuseum